Serien Empfehlung:
"Tote Mädchen lügen nicht".
Ich habe mich ein halbes Jahr gedrückt, diese Serie näher an mich heran zu lassen. Denn ich las eine Rezension und da war mir klar, diese Geschichte geht unter die Haut und darauf habe ich eigentlich keine Lust..
Sie könnte meine alten Schulwunden wieder hervor holen, dachte ich, und ganz ehrlich, ich bin 52 Jahre alt und habe sowieso ein Problem mit dem Thema Schule. Ich wollte da nicht wieder eintauchen und das Thema noch größer machen als es ist. Wenn es nach mir ginge, gäbe es weder eine Regelschulpflicht noch Noten. Aber gut nach einem halben Jahr drücken, hab ich mir nun die 1 Staffel der Serie angesehen (es gibt wohl 2 Staffel, was ich ehrlich gesagt nicht so recht nachvollziehen kann, aber ich habe mich jetzt dazu entschlossen, weiter zu schauen).
Ich finde die erste Staffel richtig gut.
Die Geschichte wird aus der Sicht eines Mädchens erzählt, dass sich das Leben genommen hat. Im Laufe der 13 Folgen, wird klar warum sie sich das Leben genommen hat.
Es gibt kein Happy End (zumindest nicht bei dieser Staffel), wie man es bei anderen Serien gewohnt ist, aber nachdem man 13 Folgen gesehen hat, wird bewusst, dass unser aller Schulerleben eine große Rolle spielt in unserem Leben. Die meisten von uns sind mindestens 9 Jahre Teil einer Schulgemeinschaft, die wenigsten haben wirklich eine schöne Erinnerung daran.
Das Schlimme an der ganzen Geschichte ist, dass es von Generation zu Generation weiter geht.
Schon meine Oma hatte Probleme in der Schule. Mein Vater war ich wie ich ein notorischer Schulschwänzer, meine Mutter war Analphabet. Meine Geschwister waren in der Sonderschule - so hieß das damals.
Ich bin die einzige aus die Studiert hat (wenn auch ohne Abitur). Mehrere Generationen von Menschen die Mobbing erlebt hatten und ich bin sicher, mehrere von euch können selbst ein Lied davon singen, wie es ist gemobbt zu werden, gehänselt, geschlagen, bestohlen, verfolgt, gemieden.
Einigen ging es womöglich so wie Hannah, der Protagonistin aus der Serie.
Es passiert sehr viel hinter Schulmauern und es gibt viele Schüler die ihre Schulzeit nicht überleben.
Ich selbst habe zweimal versucht mir das Leben zu nehmen, allerdings spielte meine Schulzeit nur eine untergeordnete Rolle in meiner Geschichte. Ich wurde gehänselt, gemobbt, ich wurde gemieden. Wenn ich da war, saß ich alleine. Im Sport war es am Schlimmsten, ich war die Letzte bei dem Aufzählen und meine Klassenkameraden waren entsetzt und sauer, als ich ihrer Gruppe zugeordnet wurde. Ich hasste Sport.
Sport war das erste Fach das ich schwänzte. Damals war ich 10 Jahre alt. Ich versteckte mich hinter der Turnhalle, mit Herzklopfen. Und als es klingelte rannte ich den Schulweg bis nachhause, das waren damals über 2 km. Ich rannte bis ich einen Asthmaanfall bekam.
Nachdem mir klar wurde, wie einfach es ist der Schule fernzubleiben, verzichtete ich ganz hinzugehen, das zog ich durch bis .. nun ja, bis der Tag kam an dem ich sterben sollte. Irgendwann nach meinem Mordversuch wachte ich in einem Auto auf, das mich und meine Schwester zu Pflegeeltern brachte.(ich habe eine Amnesie, ich erinnere mich nicht an was nach meinem Mordversuch passierte, die Erinnerung setzt erst wieder ein, als ich im einer Frau vom Jugendamt saß. Ich war wohl lange im Krankenhaus). Dort kam ich in eine Schule, in der das Schwänzen so gut wie unmöglich war. Eine alte Schule mit strengen Regeln.
Ich fing erst wieder an zu schwänzen, nachdem ich wieder zurück bei meinen Eltern war, in meiner alten Schule mit ihren Regeln.
Mobbing fängt nie mit einem Unglück an. Mobbing kommt leise. Zuerst denkt man:
Das die Kids über einen reden, ist vielleicht nur Zufall, nichts schlimmes. Aber dann eines Tages drehen sie sich um und schauen dich an, lachen und fangen an offen über dich zu reden und sie wissen genau das du es mitbekommst. Erst dann beginnt es richtig weh zu tun.
In der ersten Klasse wurde ich von einem älteren Mädchen so heftig gegen einen Baum geschubst das ich während der Pause Ohnmächtig auf dem Boden lag. Als ich erwachte hatte ich Kopfschmerzen und meine Stirn war blutig. In der Klasse musste ich dann zur Strafe an der Wand stehen, weil ich zu spät aus der Pause kam. Kein Mensch fragte mich damals was geschehen war.
Ich hab mir oft in die Hose gemacht, weil ich Angst hatte zu fragen ob ich auf Toilette darf. Man musste damals sich melden und laut fragen, das war mir zu peinlich, ich wusste genau alle werden lachen. Also saß ich da auf meinem Stuhl und bewegte mich nicht, ich wollte Unsichtbar sein und dabei machte ich mir dann in die Hose.
Das Leben ist doppelt so schwer wenn du in dem einzigen Räumen gemobbt wirst die eigentlich Sicherheit geben sollen. Sicherheit vor dem Missbrauch zu hause. Ich konnte nirgends hin, es gab niemanden der mir half.
Ich war 11 als ich das erste mal an Selbstmord dachte. Ich habe mir beide Arme aufgeritzt und dabei meine Pulsader verfehlt. Die Narben sieht man heute kaum noch, auf der einen Narbe sitzt mein Unendlichkeits Tattoo, das für mich zwei Bedeutungen hat: "Ich lebe" und " ich liebe meine Frau für immer".
Den zweiten Versuch unternahm ich mit 14, ich schluckte alle Schlaftabletten meiner Oma. Dabei trank ich den letzten Rest Milch. Heute muss ich lächeln, die Milch hat mir das Leben gerettet. Ich hab mir die Seele aus dem Leib gekotzt, bevor ich eingeschlafen und irgendwann mit rasenden Kopfschmerzen erwacht bin....
Es gab noch einen dritten Versuch - aber es blieb beim Gedanken. Da war ich 17.
Wie kann man all den Schülern helfen, die glauben niemand würde sich um sie kümmern?
Wir müssen uns selbst verändern, Vorbilder sein für unsere Kinder.
Wir müssen Vertrauenspersonen sein und ihr Leid erst nehmen.
Die kleinste Veränderung kann ein Hinweis darauf sein, dass es unseren Kindern nicht gut geht.
Die kleinste Veränderung die wir mitbekommen, kann schon die Planung eines Selbstmordes bedeuten.
Nimmt sie Ernst!
Wie kann man all den Schülern helfen, die glauben niemand würde sich um sie kümmern?
Wir müssen uns selbst verändern, Vorbilder sein für unsere Kinder.
Wir müssen Vertrauenspersonen sein und ihr Leid erst nehmen.
Die kleinste Veränderung kann ein Hinweis darauf sein, dass es unseren Kindern nicht gut geht.
Die kleinste Veränderung die wir mitbekommen, kann schon die Planung eines Selbstmordes bedeuten.
Nimmt sie Ernst!
Und verdammt noch mal ändert endlich diese Scheiß Schulreform. Macht bewusst, dass es Kinder gibt die ein scheiß Zuhause haben, dass sind keine Luser, keine Verlierer, keine Stinker, keine Dummen Kinder.
Das sind einfach Kinder die Ängste ausstehen müssen und dabei immer noch die Kraft besitzen in eine Schule zu gehen. Dort sollten sie Räume bekommen um Aufzuatmen, um neue Energien zu sammeln. Statt noch mehr Ängste auszustehen.
Gehörst du wie ich zu einem dieser Menschen die Leid erfahren haben in der Schule?
Dann mach es Publik, rede darüber - nein rede nicht mit mir, rede mit deinen Kindern. Erzähl ihnen davon.
Denn dann wissen sie, sie sind nicht alleine mit ihren Sorgen.
Hier der Link zur "Nummer gegen Kummer"
https://www.nummergegenkummer.de/
Danke fürs Lesen.
Eure Jo