Dienstag, 19. Juni 2018

Tote Mädchen lügen nicht



Serien Empfehlung:
"Tote Mädchen lügen nicht".
Ich habe mich ein halbes Jahr gedrückt, diese Serie näher an mich heran zu lassen. Denn ich las eine Rezension und da war mir klar, diese Geschichte geht unter die Haut und darauf habe ich eigentlich keine Lust..
Sie könnte meine alten Schulwunden wieder hervor holen, dachte ich,  und ganz ehrlich, ich bin 52 Jahre alt und habe sowieso ein Problem mit dem Thema Schule. Ich wollte da nicht wieder eintauchen und das Thema noch größer machen als es ist. Wenn es nach mir ginge, gäbe es weder eine Regelschulpflicht noch Noten. Aber gut nach einem halben Jahr drücken, hab ich mir nun die 1 Staffel der Serie angesehen (es gibt wohl 2 Staffel, was ich ehrlich gesagt nicht so recht nachvollziehen kann, aber ich habe mich jetzt dazu entschlossen, weiter zu schauen).
Ich finde die erste Staffel richtig gut.
Die Geschichte wird aus der Sicht eines Mädchens erzählt, dass sich das Leben genommen hat. Im Laufe der 13 Folgen, wird klar warum sie sich das Leben genommen hat.


Es gibt kein Happy End (zumindest nicht bei dieser Staffel), wie man es bei anderen Serien gewohnt ist, aber nachdem man 13 Folgen gesehen hat, wird bewusst, dass unser aller Schulerleben eine große Rolle spielt in unserem Leben. Die meisten von uns sind mindestens 9 Jahre Teil einer Schulgemeinschaft, die wenigsten haben wirklich eine schöne Erinnerung daran.

Das Schlimme an der ganzen Geschichte ist, dass es von Generation zu Generation weiter geht.
Schon meine Oma hatte Probleme in der Schule. Mein Vater war ich wie ich ein notorischer Schulschwänzer, meine Mutter war Analphabet. Meine Geschwister waren in der Sonderschule - so hieß das damals.

Ich bin die einzige aus die Studiert hat (wenn auch ohne Abitur). Mehrere Generationen von Menschen die Mobbing erlebt hatten und ich bin sicher, mehrere von euch können selbst ein Lied davon singen, wie es ist gemobbt zu werden, gehänselt, geschlagen, bestohlen, verfolgt, gemieden.

Einigen ging es womöglich so wie Hannah, der Protagonistin aus der Serie.

Es passiert sehr viel hinter Schulmauern und es gibt viele Schüler die ihre Schulzeit nicht überleben.

Ich selbst habe zweimal versucht mir das Leben zu nehmen, allerdings spielte meine Schulzeit nur eine untergeordnete Rolle in meiner Geschichte. Ich wurde gehänselt, gemobbt, ich wurde gemieden. Wenn ich da war, saß ich alleine. Im Sport war es am Schlimmsten, ich war die Letzte bei dem Aufzählen und meine Klassenkameraden waren entsetzt und sauer, als ich ihrer Gruppe zugeordnet wurde. Ich hasste Sport.
Sport war das erste Fach das ich schwänzte. Damals war ich 10 Jahre alt. Ich versteckte mich hinter der Turnhalle, mit Herzklopfen. Und als es klingelte rannte ich den Schulweg bis nachhause, das waren damals über 2 km. Ich rannte bis ich einen Asthmaanfall bekam.

Nachdem mir klar wurde, wie einfach es ist der Schule fernzubleiben, verzichtete ich ganz hinzugehen, das zog ich durch bis .. nun ja, bis der Tag kam an dem ich sterben sollte. Irgendwann nach meinem Mordversuch wachte ich in einem Auto auf, das mich und meine Schwester zu Pflegeeltern brachte.(ich habe eine Amnesie, ich erinnere mich nicht an was nach meinem Mordversuch passierte, die Erinnerung setzt erst wieder ein, als ich im einer Frau vom Jugendamt saß. Ich war wohl lange im Krankenhaus). Dort kam ich in eine Schule, in der das Schwänzen so gut wie unmöglich war. Eine alte Schule mit strengen Regeln.

Ich fing erst wieder an zu schwänzen, nachdem ich wieder zurück bei meinen Eltern war, in meiner alten Schule mit ihren Regeln.

Mobbing fängt nie mit einem Unglück an. Mobbing kommt leise. Zuerst denkt man:
Das die Kids über einen reden, ist vielleicht nur Zufall, nichts schlimmes. Aber dann eines Tages drehen sie sich um und schauen dich an, lachen und fangen an offen über dich zu reden und sie wissen genau das du es mitbekommst. Erst dann beginnt es richtig weh zu tun.
In der ersten Klasse wurde ich von einem älteren Mädchen so heftig gegen einen Baum geschubst das ich während der Pause Ohnmächtig auf dem Boden lag. Als ich erwachte hatte ich Kopfschmerzen und meine Stirn war blutig. In der Klasse musste ich dann zur Strafe an der Wand stehen, weil ich zu spät aus der Pause kam. Kein Mensch fragte mich damals was geschehen war.

Ich hab mir oft in die Hose gemacht, weil ich Angst hatte zu fragen ob ich auf Toilette darf. Man musste damals sich melden und laut fragen, das war mir zu peinlich, ich wusste genau alle werden lachen. Also saß ich da auf meinem Stuhl und bewegte mich nicht, ich wollte Unsichtbar sein und dabei machte ich mir dann in die Hose.

Das Leben ist doppelt so schwer wenn du in dem einzigen Räumen gemobbt wirst die eigentlich Sicherheit geben sollen. Sicherheit vor dem Missbrauch zu hause. Ich konnte nirgends hin, es gab niemanden der mir half.

Ich war 11 als ich das erste mal an Selbstmord dachte. Ich habe mir beide Arme aufgeritzt und dabei meine Pulsader verfehlt. Die Narben sieht man heute kaum noch, auf der einen Narbe sitzt mein Unendlichkeits Tattoo, das für mich zwei Bedeutungen hat: "Ich lebe" und " ich liebe meine Frau für immer".

Den zweiten Versuch unternahm ich mit 14, ich schluckte alle Schlaftabletten meiner Oma. Dabei trank ich den letzten Rest Milch. Heute muss ich lächeln, die Milch hat mir das Leben gerettet. Ich hab mir die Seele aus dem Leib gekotzt, bevor ich eingeschlafen und irgendwann mit rasenden Kopfschmerzen erwacht bin.... 

Es gab noch einen dritten Versuch - aber es blieb beim Gedanken. Da war ich 17.


Wie kann man all den Schülern helfen, die glauben niemand würde sich um sie kümmern?

Wir müssen uns selbst verändern, Vorbilder sein für unsere Kinder.
Wir müssen Vertrauenspersonen sein und ihr Leid erst nehmen.

Die kleinste Veränderung kann ein Hinweis darauf sein, dass es unseren Kindern nicht gut geht.
Die kleinste Veränderung die wir mitbekommen, kann schon die Planung eines Selbstmordes bedeuten.
Nimmt sie Ernst!

Und verdammt noch mal ändert endlich diese Scheiß Schulreform. Macht bewusst, dass es Kinder gibt die ein scheiß Zuhause haben, dass sind keine Luser, keine Verlierer, keine Stinker, keine Dummen Kinder.

Das sind einfach Kinder die Ängste ausstehen müssen und dabei immer noch die Kraft besitzen in eine Schule zu gehen. Dort sollten sie Räume bekommen um Aufzuatmen, um neue Energien zu sammeln. Statt noch mehr Ängste auszustehen.

Gehörst du wie ich zu einem dieser Menschen die Leid erfahren haben in der Schule?

Dann mach es Publik, rede darüber - nein rede nicht mit mir, rede mit deinen Kindern. Erzähl ihnen davon.

Denn dann wissen sie, sie sind nicht alleine mit ihren Sorgen.


Hier der Link zur "Nummer gegen Kummer"
https://www.nummergegenkummer.de/

Danke fürs Lesen.

Eure Jo






Dienstag, 12. Juni 2018

50+, jetzt hab ich noch ca. 30 Jahre...


Ich erinnere mich noch gut an meine Gefühle als ich fünfzig wurde. Damals, das ist 2 Jahre und 9 Monate her.
Meine Tochter fast 9 Jahre alt  und ich dachte innerlich, eigentlich müsste sie meine Enkelin sein, dann würde das Bild von alter Frau mit Kind stimmen.

Mein 50gster Geburtstag verlief dementsprechend irgendwie leise und traurig. Damals war das sowieso eine ziemlich heftige Zeit, alles veränderte sich um uns herum und in mir. Es war die Zeit des Umbruchs, ich hatte heftige Wechseljahrsbeschwerden, wir waren gerade nach Niedersachsen umgezogen, waren damals noch von Freunden abhängig, da wir noch keine Küche hatten. Alles war irgendwie Anders, Neu.

Als ich fünfzig wurde, wurde mir klar, ok jetzt sind es nur noch maximal 30 Jahre und ich weiß jetzt schon einen Teil davon werde ich pflegebedürftig sein.
Ich stellte mir oft die Frage, ob mein Leben, mein Freigeist jetzt vorbei war. Damals war ich noch richtige Buddhistin - heute würde ich mich nicht mehr als solche bezeichnen, schon gar nicht "richtig", aber das ist eine andere Geschichte.

Auf jeden Fall erinnere ich mich, dass es mir echt schlecht ging, ich fühlte mich auf einmal sehr alt in meinem Körper und ich hatte Angst nach meiner Frau zu sterben. Die Vorstellung auf einmal alleine zu sein, war der blanke Horror.

Auch fing meine Tochter an ihre Freiräume zu fordern, sie ist ein Introvertierter Mensch und liebt es alleine zu in ihrem Zimmer zu sein und in Ruhe ihre Youtube Videos zu schauen.
Natürlich braucht sie uns und sie mag es genauso mit uns in unserem 1,60 m Bett zu sitzen oder mit mir zu schmusen, aber am liebsten ist sie alleine. Damals fing sie an ihre eigene Individualität zu entdecken und sie trauerte noch, denn der Umzug hat auch vieles in ihr verändert.

Wir waren alle in einem großen Umbruch. Bei Britta meldeten sich auch die Wechseljahre an und ich kann euch eines sagen, wenn zwei sich liebende Frauen ihre Wechseljahre bekommen, dann ist das mehr als ätzend.

Damals begann ich auch immer mehr zu merken, dass ich keine Religion mehr benötige. Ich wurde autark von  Religionen, Traditionen, von gesellschaftlichen Zwängen. Es ist nicht so das ich alles abgelegt habe, aber ich entwickle mich immer weiter in die Richtung alles abzulegen, was ein Zwang oder eine Zensur bedeutet.

Ich ließ Gefühle zu, Wut, Trauer, Enttäuschung, Freude, Glück, Zufriedenheit, Leid. All das was wir Menschen in Schubladen packen, aus Angst erkannt, gesehen zu werden, aus Angst vor Ablehnung, vor Schmerz. Mir wurde es egal und ich kann heute sagen, mit meinem 50 Lebensjahr habe ich noch einmal einen neuen Schritt in Richtung Freiheit gemacht, indem ich mich nicht mehr zensierte.
Letztendlich hat mir der Buddhismus geholfen diesen Weg zu gehen und wenn ich ganz ehrlich bin, es ist der einzig richtige Weg für mich.

Ich bin jetzt 52 Jahre alt und gehen geradewegs auf die 53. Rückblickend bin ich diesen Unabhängigen Weg von Anfang an - seit dem ich geboren wurde - gelaufen. Freiheit war immer ein wichtiges Thema, eigentlich das wichtigste Thema in meinem Leben.
Die Zeit in der Gewalt, aus der Gewalt und dann laufen, laufen, laufen... nie gerade aus, aber ich lief höhen und tiefen entlang. Als wäre die Welt voller Schlaglöcher, ich habe ziemlich viele davon kennen gelernt.

Der Buddhismus war und ist für mich eine große Lehre gewesen. Eine richtige Ausbildung, mit allem was dazugehört. Sich selbst kennen zu lernen, seine Schwächen und Stärken. Zu begreifen, dass es auch im Buddhismus Zwänge gibt, die von vielen Buddhisten bereitwillig und ohne zu hinterfragen anerkannt und akzeptiert werden. Zu erkennen, dass man sich davon heraus strampeln muss, um den Buddhismus ist seiner Gänze wirklich kennen zu lernen. Um zu verstehen, das viele Menschgemacht ist und der Kern in Wahrheit ganz einfach ist, so einfach das man es eigentlich schnell versteht, wenn man bereit ist sich selbst zu verstehen.

Ich glaube als ich 50 wurde, verstand ich auf einmal was der Buddhismus wirklich ist und ich entschied mich, mich von all dem was mich als Mensch zwingt zu verabschieden. Es war ein Prozess und als es dann so weit war, hab ich Rotz und Wasser geheult, weil ich nicht mehr festhalten musste, am Buddhismus, an Religionen, Traditionen, Konformen, Ideologien.

Ich war mir extrem nah, als ich verstand, dass man erst im Alter wirklich nachvollziehen kann, was Leben bedeutet.

Ich denke der nächste Schritt wird mein Sterbeprozess sein. Ich war schon immer sehr anarchistisch unterwegs, vorallem mir selbst gegenüber. Ich fange jetzt an wirklich los zu lassen. Früher hab ich diesen - mir zu esoterischen. - Begriff  "Los lassen" gehasst.

Ich fand niemand sollte von irgendwas los lassen, was er noch braucht. Wir Menschen brauchen Gefühle, Ideologien, eigene Wahrheiten, wir brauchen Menschen, die wir lieben, mit denen wir uns messen, die für uns da sind, für die wir da sein können.
Ich dachte: "Scheiß drauf mit diesem Scheiß Los lassen. Scheiß drauf!!!"

So fing eigentlich mein Blog: "wie es ist als Buddhistin das ich zu genießen " an. Später nach meinem Aufwachen nannte ich den Blog: "Wie es ist als Buddhistin das (nicht) ich zu genießen".

Mir waren alle Konzepte von: "Du musst das und das machen, dann bist du das und das" viel zu abstrakt und zu reglementiert.

Das Leben verändert sich laufen, ich bau mir keine Gebäude von denen ich weiß sie werden morgen zusammenbrechen. Ich bau gar nichts, ich lass es auf mich zukommen.

Jedes "Gebäudebauen" ist mit dem Zwang beseelt darin ein Leben lang leben zu wollen. Und wenn dann ein Strum das Gebäude zum brechen bringt, ist man oft damit total überfordert. Damit meine ich. Alles was wir uns an Ideologien aufbauen, an festen Meinungen und Strukturen steht auf wackligen Beinen, denn alles kann sich verändern, durch nicht vorhersehbare Ereignisse. 


2016 wurde meine Frau wegen Depressionen zwangspensioniert, wir verloren alles. Unseren Gnadenhof, unser Haus. Wir wurden Insolvent.
Damals brach unser Gebäude unter uns zusammen und das war der Moment wo sich mein Buddhismus veränderte.

Eines Nachts wachte ich auf und verstand das Leben. Ich habe im Bett gesessen und vor mich hingeheult, ich habe stundenlang geweint. Aber nach diesem Heulflash verstand ich, das Festhalten keinen Sinn macht. Die meisten Dinge die wir unbedingt brauchen sind unnötig.

Tja verstehen heißt nicht umsetzen. Ich bin noch mitten drin das was ich damals wirklich begriffen habe in mein Leben zu transformieren.

Britta und ich haben die Idee, irgendwann in einen Camper umzuziehen und unabhängig von Gesellschaftlichen Zwängen zu leben.

Diese Idee ist ganz langsam gewachsen. Bevor wir hier her zogen, überlegten wir uns in eine WG zu ziehen, als wir dann hier in Norddeutschland ankamen, gründeten wir (notgedrungen) mit unglaublich liebenswerten Freunden eine Kommune. Da wir keine Küche hatten, haben wir bei ihnen gegessen. Wenn man so eng zusammen ist, lernt man sich gut kennen. Ich werde wahrscheinlich mein Leben lang dankbar für diese Erfahrung sein.

Und als wir dann unsere Küche hatten, haben wir langsam angefangen uns neu zu entdecken. Wir sind auch nach zwei Jahren immer noch total erschöpft von den Ereignissen damals.
Es ist nicht einfach alles abzubrechen und wirklich neu anzufangen, vorallem ohne so recht zu wissen, wie es weiter geht, was auf uns zukommt. Wir hatten und haben viel Glück und liebe Menschen die uns unterstützen, aber es gab auch rauhe Zeiten und es gab Freunde und Verwandte die sich von uns abwandten.

All das gehörte zu unserem Prozess vom Loslassen dazu.
Loslassen von Gewohnheiten, loslassen von eigenen Zementierten Gedanken. Rein ins Gefühl.

Ich weiß nicht ob unsere Ideen mit dem Camper wirklich wahr werden, aber ich weiß, sollte diese Erfahrung Teil unseres Lebens sein, dann wird es auch passieren. Wir starten auf jeden Fall mit unserer neuen (alten) Lotte, einem Opel Sintra, das erste mal nach 9 Jahren in einen Camping Urlaub. Und wir haben die Idee das wir Module aus Holz bauen, um die Lotte in einen Bedarfs-Camper zu verwandeln, mit Bett, Küche und vielleicht einer Trenntoilette. Ich habe zwar noch keine gefunden, die Mobil zu benutzen ist und mein Gewicht aushält (solltet ihr eine Idee haben, nur her damit), aber so leicht gebe ich nicht auf.

Tja was soll ich sagen, trotz Wechseljahre, Rheuma, Asthma, Schilddrüsenerkrankung, und hyper empfindlichen Darm geht es weiter. Die nächsten 30 Jahre (wir haben uns vorgenommen 80 zu werden) werden spannend. Mein Traum seit langer Zeit: Ich möchte am Meer sterben und dort verstreut werden... ich denke der geht in Erfüllung.

Natürlich weiß man nie ob alles so kommt wie man es sich vorstellt (auch davon nehme ich Abschied. Obwohl ich Angst habe das meine Frau vor mir stirbt), aber Ideen sind da um sie zu verwirklichen. Ob es nun wirklich ein Camper ist, oder ein nur Dachhaus, Es wird sich zeigen. Vielleicht landen wir auch wirklich noch mal unter der Brücke oder wir bleiben weiter hir...

Keine Ahnung. Zur Zeit macht es mir Spaß auf unseren Urlaub hinzuarbeiten. Und ich danke unserer Lotte das sie in unser Leben gekommen ist. Sie ist das tollste Auto das wir je hatten...

In diem Sinne:

Es geht vorran... (mehr über unsere Ideen und Reisen werden folgen).

mein ökologischer Fußabdruck - Fazit


So sieht mein ökologischer Fußabdruck, was die Ernährung betrifft, aus.
Und trotzdem verbrauche ich 2,5 Erden, alleine dadurch das ich ein Auto habe und Müll produziere.

Als ich das erste mal den Test von Brot für die Welt machte, war ich erschrocken über mein Ergebnis, damals gab ich wesentlich mehr aus für Luxusgüter, warf mehr Lebensmittel weg und kaufte weniger regionale und Bio Lebensmittel ein. Ich verbrauchte zu dem Zeitpunkt, obwohl ich Vegetarisch lebte 4 Welten, was mich echt überrascht hat.

Ich lebe mittlerweile seit gut 20 Jahren vegetarisch, anfangs hab ich auch noch Sushi gegessen. Das hat ca. 2-3 Jahre gedauert bis wir uns komplett vegetarisch ernährt haben. Also die 20 Jahre sind eine ca. Richtlinie.
Davon habe ich 4 Jahre komplett Vegan gelebt.

Meine Familie und ich sind keine "guten" Ökoveganer gewesen, wir haben auch mal Chips gegessen, Colo getrunken und auch mal Fertigprodukte gegessen. Wir verbrauchen auch heute noch Plastiktüten und geben unseren Tieren konventionelles Tierfutter zum fressen. Ich würde also von mir behaupten, ich gehörte trotz meiner Veganen Ernährung zum Durchschnitt. Und das tue ich als Vegetarierin immer noch.

Davor habe ich mich Vegetarisch ernährt und auch jetzt ernähre ich mich zu einem groß Teil vegetarisch, heißt ich esse wieder Demeter Eier oder die Eier von Freunden, deren Hühner ein echt schönes Gartenleben haben.
Ich trinke keine Milch, esse aber hin und wieder Joghurt und Käse.

Ich habe für mich festgestellt, Vegetarisch zu leben ist ein guter mittlerer Weg (Buddhismus), er tut nicht weh (MIR nicht weh), ich habe kein Gefühl von Verzicht. Mein geringes Haushaltsgeld kann das verkraften.

Als wir Vegan lebten mussten wir extrem darauf achten wieviel etwas kostet und es gab daher auch nur wenig Süssigkeiten, dafür aber mehr Gemüse. Schau ich mir heute unseren Kühlschrank an, so sehe ich zwischen Vegetarischen Aufschnitten, Gemüse und Joghurt auch Nahrungsmittel die wir früher nicht gegessen haben, wie Schokoaufstrich.

Warum bin ich jetzt wieder Vegetarisch?
Das hat nur einen Grund - Geld.
Wir haben nicht so viel Geld zur Verfügung um den Lebensstandart leben zu können, wie damals als wir noch Vegan lebten. Unsere Lebenssituation hat sich vor zwei Jahren so verändert, dass eine vegane Ernährung für drei Personen, die hauptsächlich aus Bio und regionalen Gemüse bestand und vegane  Fertigprodukte enthielt, nicht mehr möglich ist.

Zumindest hier in Norddeutschland nicht. In Hessen waren die veganen Produkte günstiger und wir hatten damals mehr Auswahl. Hier ist es ähnlich wie im Osten oder im tiefsten Süden von Deutschland, vegane Nahrungsmittel sind auf Gemüse und Obst beschränkt. Aufstriche gibt es hauptsächlich im Biomarkt oder Reformhaus. Das können wir uns nicht mehr leisten.

Wir kaufen gerne Bioprodukte in normalen Discountern ein, alles andere ist nicht mehr drin.

Einfach war es nicht, dass wir wieder zu Vegetarier wurden, aber die Umstellung ging schnell und ich stelle fest, die Ernährung ist viel einfacher als in den vier Jahren meiner Veganen Zeit.
Vorallem wenn man ein Kind hat.

Die Entscheidung brachte viele Veränderungen mit sich, vegane Freunde haben die Freundschaft beendet, als sie erfuhren, dass ich wieder Vegetarierin bin.

In den vier Jahren war das Thema Ernährung Hauptbestandteil meines Erlebens, nicht nur zuhause, sondern auch in meinem Interneterleben. Ich wollte mich engagieren, denn ich war und bin es auch jetzt noch, davon überzeugt, dass nur eine vegane Ernährung eine gute Ernährung ist, für unseren Planeten und für die Tiere dort draußen.

Aber und das ist mein Fazit:

Man muss es sich leisten können, vorallem als Familie. Wäre ich alleine, wäre vieles einfacher. Ich würde mir ein bisschen Obst kaufen und Gemüse und meine Salate essen, die ich überalles liebe. Vielleicht würde ich auch Rohveganer werden, dann verbraucht man nämlich nicht mehr so viel Geld, als wenn man Aufstriche und Fertigprodukte konsumiert. (- Zumindest hier in Norddeutschland sind Vegane Lebensmittel a) Teuer und b) nicht überall erhältlich. Hessen ist da etwas weiter in seiner veganen Verbrauchereinstellung.)

Aber ich bin nicht alleine, kennt ihr das Problem:
In eurer Familie gibt es einen mit Gelüsten und man fühlt sich angesteckt.

So ist das bei uns. Britta hat Lust auf Cola und Shaya möchte ein Eis essen.

Und schon hab ich Lust auf Eis und Cola.

Diese "Ansteckung" hat mit unserem Gehirn zu tun.
Bestimmte Nahrungsmittel sind im Geschmackszentrum unseres Gehirns gespeichert. Da reicht es schon nur daran zu denken um Impulse von: "Hunger" auszulösen. Unser Gehirn speichert alles von "Igitt" bis "Lecker" und wirft es als Erinnerungsimpuls zurück, sobald irgendjemand davon spricht.

Ich hatte während meiner veganen Zeit oft das Gefühl auf etwas Verzichten zu müssen. Damit kam ich nicht so gut zurecht.

Mittlerweile verzichte ich nicht mehr. Aber ich hadere immer noch mit meinen Schuldgefühlen. Deshalb mach ich hin und wieder diesen ökologischen Fußabdruck.
Einfach damit ich bewusst merke, wenn ich mal wieder eine Erde mehr in den Sand gesetzt habe.

Es hilft extrem sich selbst zu reduzieren, wenn einem bewusst wird, was man zerstört, wenn man sich nicht reduziert sondern einfach nur konsumiert.

Wir Menschen sind kleine Zerstörer, alles was für uns normal ist, hinterfragen wir nicht mehr. Wir leben unser Leben und denken nicht daran, das jeder Abdruck, jede Hinterlassenschaft etwas auf diesem Planeten zerstört.
Ich nehme mich da in keinster Weise aus.

Aber ich versuche trotz meiner Faulheit und meine Begierde was bestimmte Lebensmittel betrifft, einigermaßen im Rahmen zu bleiben und das kann jeder, davon bin ich überzeugt.

Wir haben nur diese eine Welt... wir sollten sie schützen.
Findet ihr nicht auch...


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