Donnerstag, 24. Mai 2018

Selbstbewusstsein-Selbstkritik (1)




Ich finde diese beide Begriffe gehören zusammen, man kann sich nur Selbst bewusst werden, indem man sein Selbst kritisch beobachtet.

Selbstkritik ist konstruktiv, denn indem du dich beobachtest erlebst du dich noch einmal von unterschiedlichen Seiten. Die Seite der äusseren Anpassung und die Seite der inneren Stimme.

Die Seite der äusseren Anpassung kennen wir alle, dieses: "Du siehst so blass aus" oder: "Die Klamotten stehen dir aber gar nicht".

Das ist die Seite von Menschen die uns in ihrem Feld wahrnehmen. Dieses Feld ist geprägt durch ihr eigenes Erleben und muss mit unserer Wahrnehmung nicht viel zu tun haben.
Bei wenig Selbstbewusstsein hören wir mehr auf andere als auf unsere innere Stimme, die vielleicht in dem Moment sagt: "Ich mag mich blass und die Klamotten gefallen mir."
Da wir den Anderen viel mehr zutrauen als uns selbst, ist es nur Logisch, dass sie recht haben und unsere innere Stimme unrecht. Gleichzeitig verunsichert es uns, wenn Andere Menschen etwas anderes sagen, als das innere in uns.

Das eigene Selbstbewusstsein schulen, bedeutet vorallem sich selbst bewusst zu werden. Bewusst bedeutet das was wir fühlen und denken an die Oberfläche zu lassen, ihm einen Raum geben, so das es bewusst sichtbar wird.

Wenn wir anfangen uns selbst zu beobachten, erkennen wir auch die negativen Seiten an uns - Negativ bedeutet hier wir werten das was wir an uns wahrnehmen bei Anderen als Negativ.
Es beginnt der innere Kampf mit der eigenen Wahrnehmung, denn es ist nicht einfach sich selbst einzugestehen, das man ein Naivling, oder ein Geizhals, oder ein Eifersüchtiger Mensch ist. Wenn der negative Wert so stark ist, dass wir unmöglich wollen, so zu sein, wie wir sind, entwickeln wir Schuldgefühle und kämpfen dagegen an. Manch einer belegt Kurse um sich die Negativen Seiten abzugewöhnen, oder er geht zu einem Therapeuten, ein anderer entwickelt Depressionen. Es geschieht etwas in uns, dass uns in Aufruhr bringt. Das ausgehen des inneren Kampf entscheidet über den nächsten Schritt.

Es gibt Charaktereigenschaften die genetisch in uns verankert sind. Wie z.B. Temperamente. Die Temperamentenlehre spricht hier von vier Persönlichkeitsmodellen:

Den Sanguiniker
Den Melancholiker
Den Phlegmatiker
Den Choleriker

(Bei der Erklärung habe ich mich dem Beispiel von Wiki bedient, dass auch oft in der Psychologie verwandt wird)

Die vier Temperamente lassen sich an einem simplen Szenario verdeutlichen. Man stelle sich vor, ein großer Stein versperre einem Menschen seinen Weg.

Der Sanguiniker wird heiter in seiner unbetrübten Art über den Stein hinweg hüpfen oder klettern.
Der Choleriker wird des unerwarteten Hindernisses wegen in Rage geraten und womöglich versuchen, den Stein mit einem Kraftakt aus dem Weg zu räumen
Der Phlegmatiker geht Konflikten mit unnötig großem Aufwand aus dem Weg, er wird einen großen Bogen um den Stein herum machen.
Der Melancholiker wird beim Anblick des Steins seine Reise in Frage stellen und sich traurig auf den Stein setzen, um nachzudenken und sein Vorhaben zu überdenken.

Die meisten Menschen sind Mischtypen. Ich z.B. bin eine Mischung aus Sanguinker und Melancholiker.
Meine Frau ist eine Mischung aus: Phlegmatiker und Choleriker.

Genau wie das Temperament gibt es auch bestimmte Wesensarten oder auch Charakterarten. In der Psychoanalyse wird immer noch mit Charaktertypisierung gearbeitet.
Man spricht von:
(Auch hier bediene ich mich Wikipedia)

In der Psychoanalyse bezeichnet der Begriff Charakter einen Typus im Erleben und Verhalten sowie ein individuelles Muster von vorherrschenden Abwehrmechanismen aus dem Ich-Anteil. Die Charaktere gehen fließend ineinander über, es gibt jedoch eine Häufung bestimmter Strukturelemente.

narzisstischer Charakter (frühe orale Phase)
vorherrschende Abwehrmechanismen: Spaltung, Entwertung / Idealisierung, Verleugnung, Projektive Identifikation
Erleben und Verhalten: Übersteigertes Machtbedürfnis und Selbstwertgefühl, Entwertung anderer Menschen

schizoider Charakter (frühe orale Phase)
vorherrschende Abwehrmechanismen: Sublimierung, Rationalisierung, Intellektualisierung, Affektisolierung
Erleben und Verhalten: Distanzbedürfnis, Angst vor Nähe

depressiver Charakter (orale Phase)
vorherrschende Abwehrmechanismen: Autoaggressionen, Reaktionsbildung, Introjektion
Erleben und Verhalten: Abhängigkeit von anderen Menschen, Minderwertigkeitsideen und -gefühle, Passivität

zwanghafter Charakter (anale Phase)
vorherrschende Abwehrmechanismen: Reaktionsbildung, Rationalisierung, Affektisolierung
Erleben und Verhalten: Kontrollbedürfnis, Sparsamkeit, Eigensinn, Genauigkeit

hysterischer Charakter (ödipale/elektrale Phase)
vorherrschende Abwehrmechanismen: Verdrängung, Verleugnung, Konversion
Erleben und Verhalten: Geltungsbedürfnis, sexualisiertes Verhalten, Angst vor Sexualität

Es gibt also Charaktereigenschaften und Temperamente die sich bereits sehr früh in uns entwickelt haben, man geht heute sogar davon aus, das manche genetische und soziale (also erlebte) Eigenschaften so tief in uns verwurzelt sind, das es unmöglich ist, diese Eigenschaften zu verändern. Sie gehören zu unserem ICH.

Um Selbstbewusstsein zu entwickeln braucht man also zwei Dinge.
Das eine ist die Kritikfähigkeit und das Hinterfragen ob man die negativen Anteile in sich wirklich verändern kann. Und das zweite ist die Akzeptanz, wenn man erkannt hat, das genau diese von einem Selbst als Negativ beurteilten Anteile wirklich Teil der eigenen Person sind.

Ich würde mich übrigens als ein Shizoider Charakter bezeichnen. Ich habe ein großes Bedürfnis frei zu sein und das distanziert mich bisweilen von anderen Menschen. Ich habe zwar keine Angst vor Nähe, aber wenn mir ein Mensch zu nah kommt, bekomme ich ein sehr unangenehmes Gefühl - ich rücke dann weg und fühle mich bedrängt. Ich arbeite lange an meiner Meinung und ich lasse es nicht zu, dass ein anderer diese in Frage stellt, das empfinde ich als Unverschämtheit ( ;) ). Ich bin sehr rational und überdenke alles, mehrmals und von allen Seiten.

Das ist mein Negativer Aspekt in meinem ICH, zusammen mit meiner Faulheit, und meinem Zickentemperament. Früher war ich oft Neidig auf andere, das konnte ich im Laufe meines Lebens verändern. Dieser Neid war also nicht Teil meiner Persönlichkeit. Heute ist es mir vollkommen egal was andere Menschen an Güter haben und über dieses Egal Gefühl bin ich unglaublich froh.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen