Dienstag, 18. September 2018

Fühlt sich so depressiv an?

Tagebuch



Eigentlich ist das alles viel zu privat für diesen Blog.
Aber ich zensiere nicht, auch nicht meine Gedanken, Gefühle.

"Ich suche nach einem Ausweg und lande in einer Sackgasse.
Das erste mal seit 20 Jahren denke ich darüber nach ein paar Sachen zu packen und zu gehen. Ich habe keine Ahnung wohin, noch habe ich eine Ahnung warum. Es gibt keinen wirklichen Grund. Ich habe eine wundervolle Familie. Ich werde geliebt und ich liebe. Ich habe eine wundervolle Tochter, eine liebenswerte Nenn-Tochter. Ich bin umgeben von Freunden von verständnisvollen Menschen.
Ich kann mich nur glücklich schätzen.

Wäre da nicht das Gefühl der Leere in meiner Brust, wäre da nicht das Gefühl am Ertrinken zu sein.
Eigentlich geht das schon seit Monaten, ich wollte es nicht wahr haben. Ich bin so sehr erschöpft, dass ich die Dinge die ich gerne machen würde, nicht machen kann. Ich schaffe es noch nicht einmal mehr Spazieren zu gehen, ohne Schmerzen, ohne Erschöpfung. Jede Kleinigkeit an ungeplanten Dingen haut mich um.
Ich bin furchtbar Schreckhaft geworden. Wenn das Depressionen sind, so kamen sie langsam. Sie kamen schleichend und stehen nun wahrhaftig vor mir. Ich glaube es ist Burnout oder wie immer man diese Erschöpfung nennen will. Ich suche krampfhaft nach Möglichkeiten um dem mit einer vorgetäuschten Aktivität zu entkommen. Ich tue alles mögliche vom Bett aus, mit dem Blick aus dem Fenster. In der Hoffnung das mich das Schreiben ablenkt von meinen inneren Gedanken.

Ich freue mich kaum noch über etwas, nicht so wie früher - voller Enthusiasmus, lachend, weinend, glücklich. Meine Freude ist leise und manchmal zwinge ich mich dazu sie etwas lauter werden zu lassen.

Ich weiß selbst nicht was wirklich mit mir los ist, vielleicht sind es die Wechseljahre. Vielleicht ist es das Alter. Vielleicht bin ich krank.

Ich denke darüber nach einfach ein paar Sachen zusammen zu packen und zu gehen, einfach immer weiter und weiter, ohne mich umzudrehen. Vielleicht geht es mir einfach zu gut. Vielleicht brauche ich auch direkt das Gefühl am Boden zu sein, ein Grund mir das Leben zu nehmen.

 - den gibt es nicht. Es gibt nichts, was mir den Atem raupt, mir Angst macht, mich zerstört, mich verletzt.
Das ist das verrückte. Ich habe keinen Grund für diese Gefühle in mir. Und doch sind sie da.
Es ist noch nicht mal dieses Gefühl von Trauer, wenn man etwas verloren hat. Ich habe nichts verloren. Ich bin der glücklichste Mensch der Welt. Ich kann mich nur über mein Glück nicht mehr freuen. Ich bin so unglaublich erschöpft.

Jede kleinste Spur von Verantwortung raubt mir das bisschen Energie das ich mir im Laufe des Tages durch Nichtstun aufgebaut habe. Jede kleinste Veränderung bringt mich dazu ein Gefühl zu haben als würde die Welt zusammen brechen.

Das kann alles sein. Ich lebe nur noch am Minimum, ich fühle den Abgrund neben mir, ein Schritt noch, ein weiterer und ich bin nicht mehr da.

Solche Gefühle hatte ich im schlimmsten Liebeskummer, solche Gefühle kenne ich aus meiner Kindheit... "Ach wäre ich doch tot".
Ich zensiere mich in meinem Kopf: "Du Dramaqueen, hör auf, du hast keinen Grund so einen Schwachsinn zu denken!"

Und mein Kopf hat Recht. Ich habe keinen Grund. Es gibt überhaupt keinen Grund warum ich so unglaublich erschöpft bin. Warum ich diese Art von Traurigkeit habe, die ich schon länger in mir fühle.

Ich versuche zu schreiben, ich versuche Interesse zu finden, an allem. An politischen, geschichtlichen, gesellschaftlichen, kommunikativen Themen.
Aber nach einer gewissen Zeit merke ich, meine Nerven reagieren mit Abwehr. Ich bin so widersprüchlich. Ich kommentiere so wie ich die Welt gerade sehe und kollidiere mit Menschen zusammen die die Welt anders sehen und dann lösche ich mein Geschriebenes wieder.

Irgendwann wurde mir klar, das sind alles kleine Hilfeschreie in dir. Eigentlich willst du nur das jemand fragt: Was ist los. Und wenn jemand fragt, dann kannst du nicht antworten, weil du es selbst nicht weißt.

Ich die global denkende und empathisch fühlende ist gerade so voll gesaugt, dass sie nichts mehr fühlen will - vielleicht ist es das.

Ich will einfach gar nichts mehr fühlen, am liebsten nie wieder.
Ich will einfach nur Ruhe.

Ich will das man mich in Ruhe lässt. Und der Gedanke formt sich in mir: In Ruhe sterben lässt.
Ich bin einfach fertig.

Fühlt sich so depressiv an?
Wenn ja, dann bin ich wohl Depressiv. Vielleicht doch Burnout.
Vielleicht bin ich krank....

Ich weiß es nicht... "

2 Kommentare:

  1. Die Welt is out of Balance....gibt es doch zu viele Momente des Ungleichgewichts.

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  2. Liebe Johanna, ich folge meinem spontanen Gefühl und schreibe hier... Weil ich diesen "Zustand" auch erlebt habe. Und immer noch nicht ganz los bin - aber es ist schon viel besser geworden. Und ich kenne einige Menschen, die auch ähnliches erlebt haben. Und jede*r musste den eigenen Weg hinaus finden - es gibt kein Patentrezept außer: Nichtstun hilft nicht... Bei mir ging es um die Verarbeitung eines Traumas (durch systemische Aufstellungsarbeit, Akkupunktur, Meditation und Körperarbeit, z.B. spezielle Atemübungen), um Ernährungsumstellung (weil ich "allergisch" auf bestimmte Lebensmittel reagiert habe, konnte mein Darm die Nährstoffe nicht aufnehmen und ich war sozusagen "komplett leer gelaufen") und Zufuhr von Nährstoffen (dabei mag ich "Pillen nehmen" nicht besonders, aber - es musste wirklich sein) sowie um Klärung der hormonellen Situation (ich habe schon lange eine Schilddrüsen- Unterfunktion und jetzt kommen die Wechseljahre hinzu). Ich spreche mit unterschiedlichen Menschen, recherchiere zu dem einen oder anderen Ansatz und entscheide Schritt für Schritt, was jetzt dran ist. Eine Weile musste ich mich auch körperlich sehr schonen, jetzt kann ich sogar schon wieder einen Abend lang tanzen. Tägliche leichte Körperübungen (Gymnastik mit Yoga-Elementen) stärken mich, die Ernährungs-Einschränkungen sind weniger geworden, die "Pillen" auch. Vielleicht magst du dich auch auf deinen Weg machen und deine "gesunde Mischung" finden, die dir Kraft und Energie zurück geben kann. Ich wünsche es dir - von Herzen...

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