Freitag, 13. Juli 2018

Dick, klein und intensiv





Ich glaube ich habe noch nie über mein Gewicht geschrieben. Nicht weil ich nicht darüber rede (schreibe), sondern weil es nicht so viel Raum eingenommen hat in meinem Leben.
Heute will ich das Thema mal anschneiden, denn momentan nimmt es Raum ein in meinem Leben.
Als 17 Jährige habe ich noch um die 50 Kg gewogen und irgendwann nahm ich zu. Heute weiß ich zumindest, dass dieses Zunehmen mit meinem Darm zu tun hat. Ich habe eine Autoimunerkrankung eine Stoffwechselerkrankung und Asthma, und ich nehme seit meiner Kindheit Cortison, als Kind in Tablettenform und seit gut 40 Jahren in Form von Sprays.
Das Thema Abnehmen war immer mal wieder Teil meines Alltags. Und das ist es auch momentan wieder.

Zur Zeit wiege ich 103kg und das bedeutet ich habe einen BMI Score von 36,9. Im Medizinischen Fachjargon nennt man das auch Adipositas oder Fettsucht.
Das mit der Sucht ist gar nicht so weit hergeholt, denn mein Körper speichert Fett und verwertet leider den Rest an Nahrung nicht. Ich scheide oft Nahrung genauso aus, wie ich sie gegessen habe. Das Ergebnis ist dann, so paradox es klingt, dass ich egal was ich tue nicht abnehme.
Ich habe schon so ziemlich alles probiert um abzunehmen und bin bis jetzt gescheitert.
Ich würde gerne mehr tun, aber ich habe keine Ahnung was ich tun kann. Ärzte lassen mich im Stich, ich fühle mich als würde ich nicht ernst genommen.

Warum will ich abnehmen:
Nein nein ich jammere hier nicht, weil ich dünn sein will. Oh das habt ihr falsch verstanden.
Ich möchte meine Gelenke entlasten, mein Herz (ich habe Bluthochdruck), meine Leber, Galle, Niere. Das Ganze innere Programm. Die gängigen dünnen Schönheitsideale sind mir sowas von egal.

Nächstes Jahr endlich habe ich einen Termin in einer Endokrinologischen Praxis in Hamburg. Die Wartezeiten sind extrem lang. Ich muss mich also noch bis Februar gedulden, damit es zumindest mit meinem Gewicht irgendwie nach unten geht und mit meiner Gesundheit nach oben.(hoffe ich).

Ansonsten macht mir mein Herz zu schaffen, ich denke zu intensiv, ich fühle zu intensiv. Als Empathischer Mensch ist man immer mit anderen verbunden, anderen Menschen, Tieren, Themen, Energien. Ich kann mich da nicht schützen vor und ich will es auch nicht. Ich fühle weil ich glaube nur so kann sich diese Welt verändern, weil man fühlt. Rationalität schützt den Geist vor zu viel Gefühl. Ich habe das große Glück, das ich rational denken und mit allen Sinnen fühlen kann. Ich empfinde mich selbst als Ganzheitlich.

Mein Gewichtsproblem ist für mich auch kein Mangel an Verantwortung, sondern einfach nur ein Resultat bestimmter Umstände.

Ich fühle mich Dick, klein und instensiv. Und ich fühle mich dabei wohl. Ich nehme nicht ab, weil ich gerne einen Bikini tragen will, den trage ich auch mit 103 kg, denn mir ist es so was von egal wie andere Menschen über mich denken. Ich gehe auch in die Sauna und würde mich auch an einen FKK Strand leben (wäre ich jemand der sich gerne an einen Strand legt, bin ich aber nicht). Ich lasse mich nicht von anderen abhalten etwas zu tun, das mir Freude macht.

Aber mir ist auch Bewusst, das Menschen wie ich es bin, oft Menschen abwehren müssen, die ihnen nichts gutes wollen.

Unsere Gesellschaft ist so entstanden, das dicke Menschen zur Schublade:  "Die Fressen nur und tun nichts für ihren Körper" gehören. Das unsere Gesellschaft durch diese Ansicht ein krankes Verhältnis zum eigenen Körper entwickelt hat ist sichtbar.

Nackt sein ist Bäh, Masturbation ist Bäh, Alles was unterhalb des Bauchnabels ist ist irgendwie Bäh.
Unterhosen Bäh... der Mensch ist dadurch zu einem angezogenen unsichtbaren Etwas geworden,und  die Individualität wird nur dort gefördert wo sie der Allgemeinheit dient.

Vor ein paar Tagen habe ich gelesen, das es erlaubt ist Nackt im Auto zu fahren, wenn niemand es von draußen sieht. Das hat mich total irritiert, warum erlaubt. Warum ist Nacktsein nicht das natürlichste überhaupt und wer stört sich wirklich daran.
Und vorallem woran stört man sich.

Es ist sogar ein Bäh wenn Frau keinen BH trägt, wenn Brüste wackeln.
In solchen Momenten meines Denkens, wünsch ich mir in Afrika zu leben mit Menschen die wackeln und dabei tanzen. Deren Brüste herabhängen und die dabei eine so unglaubliche Schönheit ausstrahlen, das ich untergehe mit meinem Vollmondrunden Körper.

Ich bin gerne so wie ich bin und wenn ich ein paar Kilo abnehme, wird mein Herz hoffentlich auch wieder normal schlagen, meine Knöchel werden wieder etwas entlasteter.
Ich will gar nicht dünn sein - ja das ist Bäh ich weiß.
Alleine das ich nicht dem gängigen Schönheitsbild entsprechen will, macht mich Eklig in so manchen Augen. Aber schaut mich doch mal an, ja schaut mir in die Augen, ins Gesicht.
Könnt ihr euch vorstellen, ich sei dünn?

Ich bin eine echte Mama, unter meinem Kleid hat sich meine Tochter versteckt als sie  noch ganz klein war. Sie hat auf meinem Bauch gesessen und gesagt ich bin so unglaublich weich wie ihr liebster Teddy (der mit den dicken Bauch).
Ich bin gerne weich und rund, ich mag das an mir und es hat verdammt lange gedauert, bis ich davon wegkam so sein zu müssen, wie andere mich gerne sehen würden.

Ich habe das unglaubliche Glück eine Frau an meiner Seite zu haben, die mir täglich sagt wie schön sie mich findet, jede Falte, jede Speckrolle.

Und ja ich fühle mich auch schön, in gewisser Hinsicht. Manchmal im Sonnenuntergang, oder früh morgens, für ein paar Minuten und das reicht mir. Ich bin nicht Eitel. Ich brauch nicht diese Dauerwerbesendung: "Sie sind ein schöner Mensch blabla!".

Ich bin Dick, klein und intensiv.
Na und... und das klingt trotzig :D


Stimmt!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen