Sonntag, 15. Juli 2018

Vom Geben...


Ich trinke eine Tasse Kaffee und denke nach...

Über ein Thema, über dass ich auch schon einigemale in meinen anderen Blogs geschrieben habe - das Geben.

Ich erinnere mich noch gut daran, dass ich einiges Tages vor vielen vielen Jahren zu einem Seminar eingeladen wurde, eine Bekannte hat dieses Seminar abgehalten, es ging um Energien und Steine, Wasser und Metaphysik. Wir waren eine kleine Runde und das ganze war sehr Familiär. Es gab Kaffee und Kuchen und später saß man noch zusammen. Jeder erzählte ein wenig von seiner Arbeit. Ich arbeitete zu diesem Zeitpunkt als ehrenamtliche Beraterin für Frauen mit Kinderwunsch.
Als ich so davon erzählte, unterbrach mich die Bekannte und fragte:

"Jo machst du dir keine Gedanken darüber, dass du vielleicht anderen Psychologischen Beratern die Arbeit kaputt machst, weil die Leute glauben sie bekämen ihre Beratung umsonst. Das ist total kontraproduktiv, sowohl für die Beratenden die den Wert deiner Arbeit nicht schätzen lernen, als auch für uns die wir ein Honorar für unsere Arbeit erwarten."

Ich war etwas erschrocken und die Frage hinterließ in mir ein unangenehmes Gefühl. .
Also sagte ich:

"Ich bin nicht deine Konkurrentin, wir stehen in keinem Wettbewerb und ich bin arbeite auch nicht um mich mit anderen zu vergleichen, noch um mich zu bereichern. Daher: Nein ich mache mir darüber keine Gedanken. Ich erwarte nichts von meinen Klienten, sie kommen und sie gehen freiwillig. Und trotzdem fühle ich mich gewertschätzt."

Meine Bekannte senkte den Kopf und sagte:

"Ich wusste gar nicht das du so unfair deinen Kollegen gegenüber bist".

Damit war das Gespräch beendet, ich bin dann auch irgendwann gegangen mit diesem unangenehmen Gefühl in meinem Herzen.

Bis zu diesem Zeitpunkt sah ich die Möglichkeiten die wir "Sozial" arbeitenden Coaches haben, nicht eingeschränkt. Ich arbeitete gerne ehrenamtlich, denn viele konnten sich die damals gültigen Honorare nicht leisten. Ich wollte für Menschen da sein, unabhängig ihrer finanziellen Möglichkeiten. Meine Bekannte hat mit ihrem Satz aus meiner Arbeit etwas unanständiges gemacht. Etwas das in unserer Gesellschaft nicht akzeptiert wird. Und das wollte ich nicht einfach so stehen lassen.

Damals bekam ich wieder das Gefühl nicht richtig zu sein. Denn ohne Erwartungen bist du automatisch nicht richtig in dieser Gesellschaft.

Aber ich lies mir das nicht madig machen und haben die nächsten Jahre weiter als Beraterin gearbeitet in unterschiedlichen Bereichen mit unterschiedlichen Menschen.
Meine Rente hat es mir ermöglicht - davon konnte ich von der Hand in den Mund leben. Ich war mit meinen Klienten auf einer Ebene, das war mir wichtig. Ich verstand sie. Und ich sah Entwicklung die dann irgendwann so sichtbar war, dass sie mich nicht mehr brauchten. Dass war dann der Moment an dem ich mehr zurückbekam als ich je geben konnte.

Der Gedanke das nur etwas Wert besitzt wenn du dafür bezahlst, war damals Teil einer esoterischen Community. Im Laufe der Zeit hörte ich öfter mal die Sätze: "Ich arbeite doch nicht umsonst, wer von mir etwas will, soll auch dafür bezahlen". Oder "Ich verkaufe mich nicht unter Wert".

All diese Sätze hinterließen in mir ein Gefühl von Unverständnis.
Ich fragte mich: Worin sieht der Mensch seinen Wert?
Kann man ein Wissen materiell aufwiegen?
Und warum macht es mich so anders, nur weil ich es unglaublich schön finde etwas zu vermitteln ohne etwas zu erwarten?

Der Satz: Ich arbeite doch nicht umsonst - ist mir lange Zeit im Kopf herum gegeistert.
Er hat mich unsicher gemacht.
Und daher  habe ich unterschiedliche Formen von "Bezahlung" für mich hinterfragt und auch ausprobiert. Bezahlung auf Spendenbasis, Bezahlung nach dem was jemand verdient usw.

Doch bei all dem blieb das Gefühl "Richtig" gehandelt zu haben aus.
Ich ging also wieder zurück zur ehrenamtlichen Arbeit und erklärte mich darin, dass ich sagte: "Ich verkaufe mein Wissen und meine Gaben nicht."

Im Inneren war das für mich wie Prostitution, statt den Körper verkaufte ich mein Hirn und mein Herz. So empfand ich es und so empfinde ich es immer noch.
Rein vom Gefühl her gibt es keinen Unterschied für mich.

Ich lernte im laufe der letzten 35 Jahren, dass ich nur dann vollste Wertschätzung fühle, wenn ich etwas gebe, ohne Erwartungen daran zu knüpfen. In solchen Momenten geht es mir auch nicht um die Wertschätzung anderer, sondern um die Wertschätzung durch mich selbst.

Dieses Gefühl ist unbeschreiblich schön, wenn man mit sich und seiner Arbeit zufrieden ist. Ich vergleiche es damit, wenn ich auf einer Wiese liege und in den Himmel schaue, ich bin so ganz in mir angekommen und so geht es mir auch wenn ich etwas schenke. Sei es eine Beratung oder sei es das was ein anderer braucht und was ich geben kann - danach bin ich vollkommen in mir angekommen, frei, glücklich, ohne Erwartungen.

Natürlich gelingt das nicht immer - dieses Gefühl herzustellen und keine Erwartung zu haben. Ich bin Mensch und ich habe Schwächen.

Aber im großen und ganzen ist das ein Grundtonus in meinem Leben.
Oft ist es nämlich so das ich wirklich viel bekomme, wenn ich gar nichts erwarte.

Vielleicht ist das die Energie die entsteht, das Gleichgewicht dieser Welt
Die Vorstellung das nur Materielles einen Wert besitzt, ist leider immer noch in den Köpfen der Menschen. Daran hat sich auch nach 35 Jahren nichts verändert.

Ich bin froh, dass ich da anders fühle und denke.


Wenn ich zurückschaue, ich würde nichts ändern wollen.

Ich bin mir mir selbst im Reinen.





Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen