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Montag, 27. August 2018
#c2608 Chemnitz - der Anfang
Ich bin entsetzt - mehr noch, geschockt. Ja ich steh unter Schock.
Was gestern passiert ist, darf nicht sein. Solche Gedanken gehen mir durch den Kopf.
Und ich weiß meine Worte werden nur von ein paar Menschen gelesen und sie werden unter gehen, wie viele andere Worte auch - ich verliere meinen Glauben an die Menschheit.
Ich denke an meine Freunde die in Chemnitz leben, wir stehen in dauernden Kontakt. Ich mache mir Sorgen um sie. Denn sie leben in Angst, schon eine ganze Weile. Viele Menschen sind gestern geflüchtet - aus Deutschland geflüchtet, weil sie um ihre Sicherheit bangen.
Deutschland ist seit Gestern nicht mehr Sicher und wenn unsere Politik nichts gegen die AFD tut, dann wird es noch schlimmere Vorfälle geben. Gestern das war nur der Anfang.
Ich denke an meine jüdischen Freundin in Hessen, wie wird es ihr gehen, was macht das mit ihrer Familie? Ich denke an ein junges Mädchen aus Afghanistan, die Pflegetochter meiner Freunde die als Flüchtling hier her kam, was macht es aus ihr?
Ich denke an meine Tochter, in welche Welt haben wir sie gesetzt.
Ich denke daran, das wir vor kurzem erst geheiratet haben, voller Freude und mitten im Glück, dass wir das nun endlich konnten, nach 20 Jahren warten.
Die AFD will die Ehe unter Homosexuellen wieder Rückgängig machen, was macht das mit uns?
Ich bin damit aufgewachsen, Rechtsextremismus - mein Großvater war bekennender Nazi, mein Vater war rechtsextrem. Ich habe dieses Umfeld, diese Gewaltbereitschaft verachtet, ich habe es gehasst, wenn mein Vater alte Propaganda Filme sah. Er saß mit Unterhemd und Unterhose bekleidet vor dem Fernseher und starrte auf den Bildschirm. Und wenn er betrunken war, hielt er die Hand vor die Stirn und lallte: Heil Hitler.
Ich habe ihn gehasst.
Und als ich älter wurde und die Geschichten hörte, wie sehr habe ich es verachtet Tochter und Enkelin von solchen Männern zu sein.
Und nun sitze ich hier - "ich linksversiffter Gutmensch" und ich fühle keinen Stolz für dieses Land, für eine Nation die sich wieder in alten Stoffen wickelt mit Nazi Parolen bedruckt und laut und voller Aggressionen die Deutschlandflagge schwenkt. Ich bin nicht Teil von diesem Mob.
Ich bin nicht Teil von diesem alten widerlichen Deutschland.
Ich gebe einer Partei die Schuld, sie hat das erst möglich gemacht. Sie hat die verborgenen Gruppen aus dem Untergrund geholt und nun sitzen sie hier wie die Maden und fressen uns bei lebendigen Leib auf.
Gestern hat die Polizei zugeschaut, statt aus anderen Bundesländern Verstärkung zu ordern, sahen sie zu und taten nichts.
Das ist der Anfang einer Zeit die bereits Vergangen ist.
Ich will nicht ruhig sein und auf den Untergang warten, ich will es rausbrüllen. Ich will Flugzeuge mit Pergamenten sehen auf denen NEIN steht.
Ich will Polizisten die dagegen vorgehen. Ich will...
Ich will einfach nur weg.
Ich will weg.
Ich will was tun.
Ich weiß nicht was.
Ich fühle mich verdammt noch mal so hilflos, aber ich will mich dieser Angst nicht hingeben, die seit gestern wieder über Deutschland hängt wie ein wabernder giftiger Nebel.
STEHT mit mir auf!
STEHT auf!!!
Ich will nicht alleine sein, ich will euch an meiner Seite.
Ich will mich an eurer Seite.
Die Zeit der Ruhe ist vorbei.
Es kommt die Zeit des Sturms.
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